Bad Vilbeler Kammerorchester - Sommerkonzert Series


Frankfurt Nuve Press

Musik über alle Grenzen hinweg
27.06.2024, 10:12 Uhr
Von: Christine Fauerbach


Bad Vilbel/Frankfurt (cf). Seit über 50 Jahren veranstaltet die evangelische Festeburggemeinde in Frankfurt die vom Freundeskreis für geistliche Musik Preungesheim organisierte Konzertreihe der Festeburgkonzerte. Sie haben sich zu einem Geheimtipp für Kammerkonzertliebhaber entwickelt. Zweimal im Jahr konzertiert das Bad Vilbeler Kammerorchester (BVKO) im für seine hervorragende Akustik bekannten, modernen Preungesheimer Gotteshaus.

Jetzt war es wieder so weit. Dirigent Klaus Albert Bauer begrüßte die zahlreichen Musikfreunde zum Sommerkonzert des BVKO. Seinen Platz vor dem Orchester überließ er dem berühmten Dirigenten Robert Trocina.

Bereits zum zweiten Mal war der Amerikaner für ein Konzert mit dem BVKO aus Atlanta nach Deutschland gekommen. Dort ist er seit 2006 künstlerischer Leiter und Gründungsdirigent des Gwinnett Symphony Orchestra (Georgia) und seit 2019 Musikdirektor des Georgia Ballet.

In diesem Jahr wurde er künstlerischer Leiter und Dirigent des Atlanta Community Symphony Orchestra. Zudem leitet er seit 1997 als Executive Director die New School of Music (NSM) mit über 1500 Studierenden. Der Amerikaner wurde seinem Ruf, ein »brillanter Dirigent« zu sein, gerecht. Das Publikum erlebte einen energiegeladenen Dirigenten mit großer Ausstrahlung, der Spaß am gemeinsamen Musizieren mit dem BVKO und neun Studenten des Frankfurter Dr. Hoch’s Konservatoriums hatte.

Bekannt ist Trocina auch für seine »innovative Programmgestaltung«. Beim Sommerkonzert des BVKO setzte er einen deutlichen Akzent bei der Programmwahl, indem er Stücke von europäischen Komponisten auswählte, die in den USA besonders beliebt sind. Und zeigte so, wie Musik über alle Grenzen hinweg verbindet. »Ich wünsche mir, dass unser Konzert den Musikerinnen und Musikern einen Moment schenkt, wo wir die Sorgen des Alltags hinter uns lassen und Liebe, Heilung und Leidenschaft erfahren. Deshalb musizieren wir«, sagte Trocina.

Für den Konzertauftakt hatte der Gastdirigent die elegische »Fantasia on a Theme by Thomas Tallis«, bekannt als »Tallis Fantasie«, für zwei Streichorchester und vier Solisten des britischen Komponisten Vaughan Williams (1872 - 1958) gewählt. Viele Zuhörer hörten diese zum ersten Mal. Klaus Albert Bauer betonte: »Besonders reizvoll waren dabei die Klangeffekte, wenn etwa das BVKO klangmächtig einen getragenen Akkord spielte und »weit entfernt« das kleinere, zweite mit vor allem Studierenden besetzte Orchester »wie aus dem Jenseits« antwortete«. Beide Orchester traten unter der Leitung des erfahrenen Trocina in einen inspirierten Dialog ein.

Zu den Höhepunkten klassischer Musik gehört Gustav Mahlers (1860 bis 1911) »Adagietto« aus der Fünften Symphonie und Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840 - 1893) »Serenade für Streicher C-Dur«. Klaus Albert Bauer wies in seiner Konzerteinführung darauf hin, dass beide Komponisten in den USA aufgetreten sind. Mahler trat als General-direktor der Metropolitan Opera und Chefdirigent der New York Philharmonic auf und Tschaikowsky bereits zwanzig Jahre zuvor bei der Eröffnung der Carnegie Hall.

Bei der Probe hatte Trocina sein Mobiltelefon hochgehalten und die ersten Takte von Tschaikowskys Sereanade dirigiert von Leonard Bernstein vorgespielt, was bei den Musikern einen großen Eindruck hinterließ.

Am Konzertabend sprang der Funke auf das Publikum über, das sich mit anhaltendem Applaus bei dem Dirigenten, den Musikern und Studenten bedankte.